Nachspiel der Apokalypse

Kategorien: Olivers Texte

Der Tag wird kommen. Der Tag, wo Zombies, gemäß dem Fall einer Zombie-Apokalypse, alle Lebenden ausgerottet oder zumindest zu Tode geknabbert haben werden. Vor lauter Langeweile werden die Zombies eine neue Gesellschaft gründen, um ein wenig System ins schnöde Rumschlurfen und Knurren zu bringen.

Sie werden zunächst eine Regierung oder wenigstens einen Anführer wählen, der sich durch besondere Talente hervor tut. Zum Beispiel die meisten Hirnrinden gekaut oder noch alle Extremitäten da hat, wo sie hingehören. Dieser Anführer wird sich den Themen der Zombiekultur annehmen und viele Themen, die uns schon zu Lebzeiten nervten (Altersvorsorge, Staatsverschuldung, Rauchverbot) einfach ignorieren. Stattdessen wird über Menschenfleisch debattiert und – ja – eigentlich auch nur über Menschenfleisch.
Um die gelangweilte Zombiemeute bei Laune zu halten, werden Zombiesportarten ins untote Leben gerufen. Beim Zombieball muss beispielsweise versucht werden, seinen eigenen Kopf ins gegnerische Tor zu befördern. Ein Heidenspaß! Nur leider ist für den Mitspieler nach einem Tor meist Schluss. Auch beliebt sind die Zomblymics, wo diverse Wettkämpfe wie Handweitwurf oder Wettverwesen stattfinden.

Für alle stinkfaulen Zombies wird als Sport-Alternative ein neuer TV-Kanal auf Sendung gehen. RTZ wird mit Sendungen wie „Mitten im Tod“ und „Schwiegertochterreste gesucht“ allen realitätsfernen Zombies aufzeigen, wie man die menschenfleischlose Freizeit füllt. Wobei es ja noch diverse Restbestände gibt, die allerdings von etwas geistreicheren Zombies gehortet werden und fast schon wie Fastfood verscherbelt werden. So gibt es z.B. Fingerfood, was im wahren Sinne des Wortes zu verstehen ist – ein Finger für zwischendurch.
Doch das ist alles nur der Anfang. Die Zeit ohne Menschenfleisch lässt die Zombiebevölkerung wahrlich kreativ werden. Sie werden nach Sport und Fernsehen die Musik wieder entdecken und sich regelmäßig auf Events wie dem Zombiestadl den Song der Cranberries reinziehen und dazu abtanzen bzw. herumwackeln.

Doch was tun die Zombies, wenn das Menschenfleisch zu rar und zu wertvoll wird? Klare Sache, sie entwickeln ein Arbeitssystem, wo willige und hungrige Zombies leichte Tätigkeiten wie „ungenießbare Menschenreste wegkehren“ oder „Zombies zusammennähen“ ausüben, um mit Fleisch oder Hirn belohnt zu werden. Für alle Zombies, die bereits Arme und Beine eingebüßt haben, wird es eine Art Hartz-Z geben, wo einmal im Monat ein paar Pfund Mensch bereit gestellt werden, wobei Nachweise über Bemühungen erforderlich sind!

Nach und nach wird sich eine Zombie-Gesellschaft entwickeln, die stark an unsere heutige erinnert. Aus lauter Langeweile werden Zombies zueinander finden und Lebensgemeinschaften gründen, die sich meist nur durch Ringfingermangel von der uns bekannten Ehe unterscheiden. Sie werden Promis erfinden, die sie anbeten können, wie z.B. Arnold Zombigger, der laut Überlieferungen einen ganzen Schulbus mit Japanern auf einen Schlag verschlungen haben soll.
Sie werden knurren, fressen, lachen, weinen, knurren, fressen, schlurfen und und und. Und sie werden Waffen bauen und Kriege führen.

Inmitten dieser Gesellschaft der Zombies könnte eines Tages jedoch ein Virus ausbrechen. Ein Virus, der all die Zustände zerstören wird. Vielleicht wird es nicht unbedingt ein „Menschenvirus“, der quasi aus den Zombies Menschen wie unsereins werden lässt. Wenn sie uns da nicht schon fast zum Verwechseln ähnlich sind. Aber was soll es. Dann werden wenigstens wieder Menschenfleischreserven gefüllt – und wir haben wieder ein Gegenmittel gegen unsere Langeweile.

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